Tja, wie  bereits geschildert, spielte ich die Gitarre nur wenig. Trotzdem klang sie wunderbar. Ich war immer wieder überrascht von ihrer Dynamik, ihren herrlich krächzenden, holzigen Strat-Sound. Und im Herbst des vergangen Jahres musste sie nach sehr langer Überlegung gehen. Ich bin mir aber sicher, dass sie sich in sehr guten Sammlerhänden befindet. Bevor ich sie hergab, habe ich sie noch einmal in allen Lebenslagen fotografiert, vermessen und geprüft. Die Ergebnisse, die Besonderheiten und viele schöne Bilder dieser tollen Collector-Gitarre werde ich in den nächsten Monaten, in gewohnter Art und Weise, im Member-Bereich von Vintagestrats.de vorstellen.

Übrigens habe ich in den letzten Jahren kaum eine vergleichbare, frühe Siebziger in einem solchen Zustand gesehen. Dass eine solche 100% Originalgitarre optimal für unsere Untersuchungsreihen ist, muss nicht weiter erläutert werden.

Allen Interessenten sei schon jetzt gesagt, die Bilder dieser Gitarre sind richtig interessant. Sie zeigt auf Grund ihrer herrlichen Lackierung - in der "Nichtfarbe" natural - sehr viele Herstellungsdetails, die wir auch schon an Gitarren aus den frühesten Herstellungsperioden finden könnten.

Ich frage mich immer wieder, was wohl aus Ritchie´s Natural geworden ist. Er hat viele dieser Gitarren mit hohen Fliehkräften beschleunigt und zerlegt. Ich selbst sah, wie er eine solche Natural - mit weissen Pickguard - während einer hitzigen Darbietung zerfetzte. Damals flogen uns die Teile - oder viel mehr das, was davon übrig blieb - um die Ohren. Das war Ritchie,´s Show. Wer dachte damals schon über eine frühe 70er Strat nach. Wenn bei dieser Darbietung Gitarren flogen und Verstärker qualmten. Ich habe mir vorgenommen, den Mann, der erst kürzlich einen runden Geburtstag feiern durfte, irgendwann einmal zu besuchen.

Ritchie, wenn Du diese Zeilen liest, ich bin öfters mal in der Nachbarschaft, wenn Du im schönen Altmühltal verweilst !! Ich würde mir so gerne mal wieder eine frühe Natural anschauen und weiss, Du hattest mal fast die gleiche :-)

Strat des Monats


Fender Stratocaster, 1973, Natural


Beim Anblick dieser Bilder kommen mir die Tränen. Viele, viele Jahre lang hab ich Sie gehütet wie meinen Augapfel. Nur zu ganz besonderen Anlässen habe ich sie herausgeholt, um sie dann stundenlang zu spielen. Zu alledem kannte ich sie in- und auswendig - und das im wahrsten Sinne der Worte. Sie war eine meiner allerersten Stratocaster und musste deshalb für meine Wissbegierde herhalten. Keine Schraube, die ich nicht mit der Lupe untersuchte - kein Kunststoffteil, das ich nicht genau vermaß. Jede Fräsung und jeden Dübel kenne ich daran.

Es war damals übrigens so etwas wie "Liebe auf den ersten Blick" als ich sie das erste Mal sah. Zudem war ich stets großer Ritchie Blackmore Fan. Und der spielte eine ganze Zeit lang genau so eine Gitarre. Ich habe mich schlau gemacht - Ritchies Strat wurde im gleichen Zeitraum produziert. Auch die Ähnlichkeit der beiden Gitarren ist  frappierend, wie die folgenden Bilder beweisen. Die Maserungen stimmen weitestgehend überein. Ne, Ne, Ne  !


Natürlich ist es nicht Ritchies Originalgitarre, aber die beiden waren zumindest aus dem selben Holz geschnitzt. Und das reichte mir. Ich weiss gar nicht, wie viele Stunden ich damit zubrachte, auf die makellose Decke dieser Stratocaster zu starren und die Schönheit des Eschekorpus, des wohlgeformten Halses mit dem großen CBS-Headstock usw. zu erfassen.

Man sollte es gar nicht glauben, aber ich habe unglaublich viel daraus gelernt. Diese Gitarre zeigte mir erstmals die Details, die ich sonst wohl nie hätte finden können. Außerdem lernte ich, dass die Strats aus den frühen Siebzigern wohl auch eine Dreipunkt-Verschraubung besaßen, deren Hals-Body-Verbindung damals noch relativ zuverlässig war. Zuverlässiger, als beispielsweise die beinahe gleiche Konstruktion an den 78er oder 79er Strats, deren Hälse, oder besser deren Verbindung zwischen Hals und Body manchmal schwer enttäuschte. Ein Makel, der dem Image der Stratocaster aus der CBS-Periode noch heute schwer schadet und wohl ewig anhaften wird. Dabei trat das Problem der labilen Hälse im Normalfall nur in relativ wenigen Fällen an Gitarren aus den Spätsiebzigern und Frühachtzigern auf.

Diese Gitarre verriet mir, im direkten Vergleich mit einer anderen Natural-Strat aus 1978, wo der Grund für das  geschilderte Problem lag. Warum die Fender-Konstrukteure so lange brauchten, bis sie den Fehler auskurierten, war mir nicht klar. Ganz offensichtlich waren sie nicht so große Deep Purple Fans wie ich :-)

Hinweis:

die Verwendung von Texten, Textauszügen und Bildern aus dem Inhalt dieser Seiten ist ohne schriftliche Zustimmung nicht gestattet !

Copyright © Norbert Schnatz / www.vintagestrats.de